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Wohnquartier im Wandel:
Der Otto-Stolten-Hof in der Jarrestadt

Der Otto-Stolten-Hof ist eine von vier Wohnanlagen der Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerer-Genossenschaft in Hamburg-Winterhude, die heute 187 Wohnungen umfasst. Seine anschauliche Rotklinkerfassade lässt mutmaßen, dass es sich hier um ein älteres Bauwerk aus dem ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts handelt. Den wenigsten dürfte aber bekannt sein, welche wechselvolle Geschichte dieses Gebäudeensemble birgt.

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Verortung: Eigentümerin und Stadtteil

Die Schiffszimmerer-Genossenschaft ist ein traditionsreiches Hamburger Unternehmen auf solidarischer Basis. Sie wurde im Jahr 1875 zunächst als Selbsthilfeorganisation von Schiffszimmerleuten für den Erwerb und Betrieb von Werften für den Bau von Holzschiffen gegründet. Mit dem Niedergang des... Mehr...

Jarrestadt: Prestigeprojekt des Neuen Bauens

Heutzutage bewirbt die Stadt Hamburg Winterhude als Stadtteil mit vier Gesichtern: „Winterhude ist pompöses Villen-Quartier, Winterhude ist gutbürgerlich, Winterhude ist backsteinerne Jarrestadt, Winterhude ist die Bürostadt City Nord – und dann gibt es dort auch noch den Stadtpark.“ Die Bauten... Mehr...

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Foto zu: Fortschrittliche Anbindung und modernes Wohnen
Fortschrittliche Anbindung und modernes Wohnen

Das Areal lag günstig für die Wohnbebauung: Vorzüge versprachen die Nähe zum Stadtpark und die Anbindung an die 1912 in Betrieb genommene U-Bahn. Von der Haltestelle Stadtpark (heute Saarlandstraße) aus bestand eine schnelle, direkte Verkehrsanbindung sowohl in Richtung Innenstadt als auch in... Mehr...

Der Planer Fritz Schumacher

Fritz Schumacher, geb. 04.11.1869, gest. 05.11.1947, stammte aus einer Kaufmannsfamilie und verbrachte einen Teil seiner Kindheit im Ausland. Er studierte in München und Berlin, widmete sich der Architektur und wurde 1901 Professor an der Königlich Technischen Hochschule in Dresden. 1909 wurde... Mehr...

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Foto zu: Architekt, Architektur und Bauweise
Architekt, Architektur und Bauweise

Fritz Schumacher hatte das Gestaltungskonzept für die Jarrestadt entwickelt und den Architekturwettbewerb angeregt. Obwohl der Wettbewerb auf in Hamburg ansässige Architektinnen und Architekten beschränkt blieb, waren ganze 214 Entwürfe zu begutachten. Diese wurden vom Preisgericht mit Blick auf... Mehr...

Von der Waschküche bis zur Nachversorgung

Vor allem die moderne Ausstattung mit hellen, großzügig geschnittenen Zimmern, Zentralheizung, Warmwasserversorgung, Wohnküche mit Spülbecken, Kochherd, Speisekammer, Badewanne und zum Teil mit Loggien machten die Wohnungen im Otto-Stolten-Hof trotz höherer Mietpreise für viele Familien... Mehr...

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Das Neue Bauen

Weltweit kamen unter Verwendung von Eisen, Glas und Beton Ende des 19. Jahrhunderts neue Bautechniken zum Einsatz. Deutsche Architekten, die sich im 1907 gegründeten Deutschen Werkbund zusammengeschlossen hatten, griffen die innovativen Möglichkeiten auf und entwickelten Vorschläge, die als... Mehr...

Der Politiker Otto Stolten

Otto Stolten, geb. 05.04.1853, gest. 08.01.1928, wuchs in einfachen Verhältnissen auf, machte eine Ausbildung als Schlosser/Maschinenbauer und wurde früh Mitglied der SPD. Ab 1885 arbeitete er hauptamtlich für die SPD-Presse. Zwei Jahre später übernahm er die Chefredaktion des Parteiblattes... Mehr...

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Foto zu: Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Der Wohnkomplex war nach dem Anfang 1928 verstorbenen früheren Zweiten Bürgermeister Otto Stolten, dem ersten Sozialdemokraten in der Hamburgischen Bürgerschaft, benannt worden. Stolten hatte das Bürgermeisteramt zwischen 1919 und 1925 ausgeübt und die SPD in den 1910er und den frühen 1920er... Mehr...

Baustoffmangel und Nachkriegsnot

In Hamburg waren während des Kriegs fast 300.000 Wohnungen – mehr als die Hälfte des gesamten Wohnungsbestands – zerstört worden. Der überwiegende Teil davon hatte im Sommer 1943 durch Spreng- und Brandbombenangriffe der sogenannten „Operation Gomorrha“ erheblichen Schaden genommen. Seither... Mehr...

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Foto zu: Der Wiederaufbau
Der Wiederaufbau

Differenzen um die Wiederaufbaufinanzierung verzögerten das Wiederaufbauvorhaben erheblich. Die Finanzierungsfrage erwies sich auch deshalb als virulent, weil die im „D“-Programm fertiggestellten Wohnungen zunächst genossenschaftsfremden Personenkreisen zugutekommen sollten. Jedoch bestand... Mehr...

Instandhaltung und Modernisierung

In den folgenden Jahren standen wiederholt Verbesserungs- und Instandhaltungsmaßnahmen auf der Agenda. Für das Jahr 1954 lassen sich etwa Neueinbauten und Modernisierungen der Heizungs- und Warmwasseranlage sowie in der Wäscherei nachweisen. 1958 wurde die Wäscherei dann komplett aufgelöst und... Mehr...

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Foto zu: Ein Jahrzehnt Umbau und Neugestaltung
Ein Jahrzehnt Umbau und Neugestaltung

Im Jahr 1978 wurde damit begonnen, die Grundrisse zu überarbeiten und so zu verändern, dass pro Etage zwei Wohnungen mit einer Fläche von bis zu 92 Quadratmetern entstanden. Durch diese abermalige Zusammenlegung verkleinerte sich der Wohnungsbestand des Otto-Stolten-Hofs um insgesamt 55... Mehr...

Der Otto-Stolten-Hof:

Gestern und heute

Ansicht Otto Stolten Hof damals Ansicht Otto Stolten Hof heute
Ansicht Otto Stolten Hof damals Ansicht Otto Stolten Hof heute
Ansicht Otto Stolten Hof damals Ansicht Otto Stolten Hof heute
Ansicht Otto Stolten Hof damals Ansicht Otto Stolten Hof heute

Wohnquartier im Wandel:
Der Otto-Stolten-Hof

Historiker erstellen Haus-Chroniken

1920er: Neubauquartier in der Jarrestadt

Der Otto-Stolten-Hof ist eine Wohnanlage der Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerer-Genossenschaft eG. Der Bau mit der anschaulichen Rotklinkerfassade liegt inmitten der traditionsreichen Jarrestadt, einem Wohnquartier, das in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre unter der Regie des populären Architekten und Stadtplaners Fritz Schumacher entstand. Schumacher, der zwischen 1909 und 1933 in Hamburg als Oberbaudirektor tätig war, hatte Ende 1926 einen Architekturwettbewerb initiiert, um den Bau von etwa 1.750 Kleinwohnungen in zehn Einzelblöcken zu verwirklichen. Das ehrgeizige Neubauprogramm verfügte über ein gleichförmiges Gestaltungskonzept: Vorgaben existierten nicht nur für die Lage der Straßen und ein einheitliches Fassadenbild. Auch der Bau der einzelnen Gebäude und Wohnungen wurde reglementiert. Im Gegensatz zu den dicht bebauten Wohnungseinheiten vorangegangener Jahrzehnte sollte die vorhandene Fläche nicht in Gänze für die Erstellung von Wohnraum ausgenutzt werden. Die Nachteile der sogenannten „Schlitzbauweise“ hatten sich als allzu offensichtlich erwiesen.

Otto Stolten Hof Ansicht
Otto Stolten Hof Ansicht Innen
Grünzüge und innovatives Bauen

Schumacher schwebten für die Jarrestadt eine aufgelockerte Bebauung mit großzügigen Frei- und Grünräumen sowie Häuser mit maximal zwei Wohnungen je Treppenabsatz vor. Zusammen mit einer modernen Ausstattung sollte so eine Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und eine deutliche Steigerung der Lebensqualität für die Bewohner herbeigeführt werden. Die Detailplanung für die zehn Blöcke, die im Stil des „Neuen Bauens“ entstehen sollten, oblag den einzelnen Architekten, die sich im Wettbewerb hatten durchsetzen können. Für den zukünftigen Wohnkomplex der Schiffszimmerer-Genossenschaft zwischen Großheidestraße, Novalisweg, Hanssensweg und Stammannstraße zeichnete der Architekt Friedrich Richard Ostermeyer verantwortlich. Unter seiner Federführung entstanden zwischen Mai 1928 und Februar 1929 20 Häuser mit insgesamt 186 Wohnungen in Stahlskelettbauweise mit Klinkerfassade, die nicht nur wegen ihrer wegweisenden Bauweise bald zu den begehrtesten Objekten der Genossenschaft zählten. Vor allem die moderne Ausstattung mit Zentralheizung, Warmwasserversorgung, Herd, Badewanne und Gemeinschaftswäscherei machten die Wohnungen für viele Familien attraktiv. Auch an die Nahversorgung wurde gedacht: Jeweils an den Stirnseiten des Baues eröffneten Einzelhandelsgeschäfte für den täglichen Bedarf.

Wiederaufbau und Modernisierung

Der Wohnkomplex war nach dem Anfang 1928 verstorbenen früheren Zweiten Bürgermeister Otto Stolten, dem ersten Sozialdemokraten in der Hamburgischen Bürgerschaft, benannt worden. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude schwer beschädigt. Insgesamt brannten 154 Wohnungen aus. Nach dem Krieg wurden die Gebäude wiederaufgebaut. Die äußere Form blieb erhalten, aber angesichts der akuten Wohnungsnot wurden kleine Wohnungen geschaffen. Somit erhöhte sich die Anzahl in dem im November 1949 wiederhergestellten Otto-Stolten-Hof auf insgesamt 245 Wohnungen. Umfangreiche Umbau- und Modernisierungsarbeiten führten 1978 zu einer erneuten Umgestaltung des Otto-Stolten-Hof, in deren Rahmen sich eine abermalige Zusammenlegung einzelner Wohnungen vollzog. Dadurch entstanden 187 moderne Wohnungen mit einer Größe von bis zu 92 Quadratmetern.

Otto Stolten Hof Küche alt
Otto Stolten Hof Novalisweg / Hanssensweg
Otto Stolen Hof nach Neugestaltung